2024-03-29T08:31:37Z
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oai:jgo:source-138.de
2016-09-22T00:00:00Z
de
Deutscher Schutz- und Trutzbund, Klebemarken, Hamburg, genaue Datierung unklar, vor 1922
https://dx.doi.org/10.23691/jgo:source-138.de.v1
Deutscher Schutz- und Trutzbund
Institut für die Geschichte der deutschen Juden
Online Ressource
In der Sammlung der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg
befinden sich zahlreiche antisemitische Klebemarken des großen
Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes (DSTB) aus den Jahren 1919
bis 1922, die Ausdruck einer neuartigen Strategie der
Straßenagitation mit Massenkommunikationsmitteln wie Marken,
Handzetteln und Flugblättern waren. Einer der Produzenten war dessen
Hauptgeschäftsführer Alfred Roth. Allein im ersten Halbjahr 1920
verteilten die Ortsgruppen des DSTB und ihre Anhänger reichsweit
über zwei Millionen Flugblätter und befestigten 4,4 Millionen
Klebemarken. Sie wurden in Hamburg hergestellt und waren meist
rechteckig (durchschnittliche Breite 5 cm und Höhe 3–4 cm). Sie
fielen durch Farbigkeit und grafische Elemente auf. Diese Klebemarken
tauchten – oft anonym angeklebt – auf Straßenlaternen,
Litfasssäulen, Bahnhöfen oder auf Fenster von Geschäften sowie als
Aufkleber auf Briefumschlägen auf. Das breite antijüdische
Themenspektrum sprach die verschiedensten Zielgruppen der deutschen
Gesellschaft an. Die beigefarbene Klebemarke bemüht eine polemische
Aussage des Reformators Martin Luther, um das protestantische Milieu
zu erreichen. Der Aufkleber „60 Milliarden Vermögen“ greift die
Arbeiterparteien an, die angeblich die jüdischen Bankiers vor der
Verstaatlichung schützen würden. Das nationale Bürgertum sollte mit
dem rötlichen Aufkleber „Juden und Judentzer“ (Judenfreunde) vor
der Wahl von demokratischen und sozialistischen Parteien gewarnt
werden. Die blaue Klebemarke warnt mit militanter Formel, die die
Dichotomie von Deutschtum gegen das Judentum betont, vor dem
internationalen Feind im Land.
2016-09-22